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Forschung

Durch partnerschaftliche Koproduktion von Wissen werden Strukturen einer Be-Forschung des ÖGD oder eines reinen Dienstleistungs-Verhältnisses zwischen ÖGD und Forschung vermieden.

Das Forschungsnetzwerk versteht sich als Netzwerk aus forschungsinteressierten Ämtern des ÖGD (analog zu den akademischen Lehr- und Forschungspraxen der Allgemeinmedizin). Die Ämter sind aktiv an der Konzeption, Planung und Umsetzung von Qualifikations- und Forschungsvorhaben im Austausch mit den universitären Forschungseinrichtungen beteiligt. Das Forschungsnetzwerk fungiert als Multiplikator, um überregionale, multizentrische Forschung zu ermöglichen. Durch die Koproduktion des Wissens wird gleichzeitig eine höhere Transferabilität und Bereitschaft für den Transfer von Erkenntnissen in die Praxis geschaffen.

Der Aufbau des überregionalen Forschungsnetzwerks erfolgt in vier geografischen Clustern (Nord, Ost, Süd, West) durch die jeweiligen ÖGD-Partner in der Region (zur Zeit Gesundheitsamt Hamburg-Altona, Gesundheitsamt Enzkreis/Pforzheim, Gesundheitsamt Bielefeld) unter der Leitung der AG2 Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung. Die ÖGD-Partner fungieren als lokale Kontaktstelle für die Ämter der Cluster-Region. Der Aufbau erfolgt unter enger Abstimmung mit regionalen Strukturen und übergeordneten Instanzen, z.B. zuständigen Bezirks- und Landesbehörden.

Im Netzwerk zu bearbeitende Forschungsvorhaben werden partizipativ erarbeitet und konsentiert und beziehen sich auf einen der drei Themenschwerpunkte, zu denen das Netzwerk arbeitet.

Gemeinsam werden ÖGDrelevante lokale & überregionale Forschungsvorhaben geplant und umgesetzt. Lokal entwickelte Ideen werden in das Netzwerk hereingegeben und können über Einrichtungen und Regionen hinweg bearbeitet werden. Dabei steht die Beteiligung der Mitarbeitenden aus den Gesundheitsämtern als Forschende am Forschungsprozess im Mittelpunkt. EineBeforschung“ des ÖGD soll soweit wie möglich vermieden werden.

Zu Beginn des Bestehens des Netzwerks wird für die gemeinsame Bearbeitung von Forschungsfragen ein Entwurf für die Arbeitsschritte, Rollen und Arbeitsteilung zwischen den Mitgliedsinstitutionen erstellt. Am Beispiel einer Studie zur psychischen Belastung von Mitarbeiter:innen des Öffentlichen Gesundheitsdiensts in Deutschland (siehe Infobox unten) werden die Schritte entwickelt und erprobt.

Arbeitsschritte bei der Bearbeitung von Forschungsfragen im Netzwerk

Welche Vorteile und Synergien ergeben sich durch die Zusammenarbeit im Netzwerk?

  • Möglichkeiten der Datennutzung sowie zur Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel für die beteiligten Gesundheitsämter
  • einfachere Verbreitung der Forschungsergebnisse in der Praxis (z. B. durch gemeinsame Auswahl der Kommunikationskanäle und Formen der Wissensvermittlung)
  • erhöhte Umsetzbarkeit von resultierenden Handlungs-empfehlungen durch enge Kooperation der Institutionen
  • Generierung von robusteren Forschungsergebnissen durch Heterogenität der (rechtlichen) Rahmenbedingungen bundesweit

Aktuelle Projekte im Forschungsnetzwerk

Das erste gemeinsame Projekt des Forschungsnetzwerks ist die Studie „Arbeitsplatzbezogene psychische Belastung von Mitarbeiter:innen des Öffentlichen Gesundheitsdiensts im Zeitverlauf: eine mixed-methods Studie“ (Psych-ÖGD), die Studienleitung erfolgt durch Kayvan Bozorgmehr. Im Zentrum der Studienplanung steht die Zielsetzung des Netzwerks, Forschungsvorhaben partizipativ zu erarbeiten und zu  konsentierten. Thema, Zielsetzung und Studiendesign wurden im Rahmen von Workshops mit den an der Studie teilnehmenden Netzwerkpartnern erarbeitet und abgestimmt. Für das Netzwerktreffen 2023 in Berlin wurde für die Psych-ÖGD Studie ein Poster erstellt, welches Sie unter diesem Link ansehen und herunterladen können.

Für die Studie wurde ein mixed-methods Design gewählt, Ziel ist es, durch quantitative und qualitative Erhebungen Handlungsempfehlungen zu identifizieren, um der psychischen Belastung der Mitarbeiter:innen im Öffentlichen Gesundheitsdienst entgegenzuwirken und zeitliche oder standortbedingte Unterschiede aufzuzeigen.
 

Die erste quantitative Erhebungswelle konnte in Form einer Online-Befragung bereits im Frühjahr 2023 abgeschlossen werden, zudem laufen aktuell die Vorbereitungen für die erste qualitative Erhebung. Dabei sollen basierend auf den Ergebnissen der ersten quantitativen Befragung Mitarbeiter:innen aus ausgewählten Gesundheitsämtern mit unterschiedlich stark ausgeprägter arbeitsplatzbezogener psychischer Belastung interviewt werden.

Die Studie „Methoden & Indikatoren zur objektiven, sozialräumlichen und bedarfsgerechten Personalbedarfsplanung im ÖGD am Beispiel der Schuleingangsuntersuchung“ wird von Michal Hudák und Kayvan Bozorgmehr in Kooperation mit Partnern aus dem ÖGD-FORTE Netzwerk durchgeführt. Ausgangspunkt der Studie ist die Fragestellung, wie die Personalplanung im ÖGD auf kommunaler Ebene mit den Bevölkerungsbedarfen abgestimmt werden kann, um eine flächendeckende und bedarfsgerechte Aufgabenerfüllung zu erreichen. Das dazugehörige Poster zur Vorstellung des Forschungsprojekts finden Sie unter diesem Link.

Ziel ist es, am Beispiel der Kernaufgabe der Schuleingangsuntersuchung im Fachbereich des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes (KJGD) die bedarfsgerechten Personalressourcen zu messen und in Vollzeitäquivalenten nach Personalgruppen zu objektivieren. Dies soll unter Einbindung der Netzwerkmitglieder geschehen, denen auf Grund ihrer fachlichen Expertise eine entscheidende Rolle bei der Aufarbeitung und Erfassung der Aufgaben im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung zukommt.

Eine bedarfsgerechte Gesundheitspersonalplanung für die Schuleingangsuntersuchung kann sowohl die Entscheidungs- und Planungsgrundlage des Personalausbaus im Fachbereich des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes darstellen als auch perspektivisch die sozialkompensatorische Aufgabe der frühkindlichen Vorsorge und Früherkennung unterstützen. Langfristig könnte eine Ausweitung auf weitere Dienstaufgaben erfolgen.

Für dieses Forschungsvorhaben suchen wir Partner:Innen mit Interesse an praxisnaher Public Health-Forschung. Weitere Informationen zur Studienplanung sowie eine Einladung zur Teilnahme finden Sie in unserem News Beitrag.

Die Studie mit dem Titel „Welche Maßnahmen haben in Altenpflegeheimen in Pforzheim und dem Enzkreis zur Eindämmung von COVID-19 beigetragen?“ wird von Brigitte Joggerst und Uwe Stengele  am Gesundheitsamt Pforzheim/Enzkreis in Kooperation mit dem ÖGD-FORTE Team der Universität Bielefeld durchgeführt. Ein Poster zum Forschungsprojekt finden Sie hier.

Die Idee für die Studie entwickelte sich aus der Frage, ob  die währen der COVID-19 Pandemie ergriffenen Maßnahmen zum Schutz der besonders gefährdeten Gruppe der Hochaltrigen in Gemeinschaftseinrichtungen tatsächlich zu einer Reduktion der Ausbrüche in APHs geführt haben. Dies soll durch den Abgleich von Daten des Gesundheitsamt Pforzheim/Enzkreis zum Ausbruchsgeschehen in APHs und im Rahmen des CoV-PPM Projekts dokumentierten Maßnahmen für die Pflegebereiche älterer Menschen geschehen. Beim CoV-PPM Projekt handelt es sich ebenso wie bei ÖGD-FORTE um ein Forschungsprojekt der von Kayvan Bozorgmehr geleiteten AG 2 an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld.

Diese Studie ist ein Beispiel dafür, wie eine Kooperation innerhalb des ÖGD-FORTE Netzwerks gestaltet werden kann und welche für die Netzwerkpartner hilfreichen Synergien sich durch die Angliederung an andere Forschungsprojekte ergeben können.